Tapete von der Wand abkratzen ist an sich keine besonders erfüllende Tätigkeit. Ich habe es trotzdem getan – stundenlang. Denn ich wusste wofür: Für unseren Traum vom sanierten Altbau. Für ein neues Zuhause. Für ein zukünftiges Kinderzimmer. Ich hatte ein genaues Bild vor Augen. Und schon kratzte ich mit vollem Elan jeden Fitzel von der Wand.
Das kleine Wort, Du ahnst es schon, ist: Wofür?
Das Kernstück jedes Coachings ist die genaue Zielsetzung, denn Du solltest wissen, wohin Du willst, um den nächsten Schritt zu wagen. Dazu gehört u.a. eine positive, attraktive Formulierung.
Aus der Forschung der positiven Psychologie kommt noch ein ergänzender, sehr motivierender Gedanke: „Ziele markieren in unserem Denken meist Endpunkte. […] Erweitert man hingegen die Perspektive, in der wir das Ziel als einen Meilenstein auf einem langen Weg in Richtung von etwas Größerem verstehen, entsteht ein neuer Raum, der Inspiration schafft, die Zielerreichung wahrscheinlicher macht und gleichzeitig Wachstum und Resilienz ermöglicht.“ (Mangelsdorf, 2020).
„Wer ein Warum hat, dem ist kein Wie zu schwer“ (Friedrich Wilhelm Nietzsche)
Solche übergeordneten Ziele werden „Everest-Ziele“ genannt. Du kannst Dir denken, warum. Es sind Ziele, die weit über dem Normalen liegen – man greift nach den Sternen. Dabei geht es nicht unbedingt darum, dieses Ziel auch tatsächlich zu erreichen. Viel wichtiger ist die Vision, die das aktuelle kleinere Ziel trägt. Sie setzt Energie frei.
Heißt konkret: Überleg Dir für jedes Deiner Ziele, WOFÜR Du es tust.
Nehmen wir ein anderes banales Beispiel: Du möchtest lernen, Gitarre zu spielen. Jetzt frage mal intensiv nach dem Wofür. Und es werden Dir andere Antworten einfallen als bei dem gebräuchlichen „Warum“. Wofür zielt auf die Zukunft.
Und ergänzend kannst Du noch die ebenfalls wirkungsvollen Fragen anschließen:
- Was wird durch die Zielerreichung möglich?
- Mal angenommen, Dein Ziel wäre nur der 1. Schritt eines viel größeren Ziels, einer größeren Vision? Welcher wäre der 10. Schritt?
- Was ist der größere Sinn Deines Ziels?
Du kannst Deinen Kindern Gutenachtlieder vorspielen, beim nächsten Lagerfeuer sorgst Du mit der Gitarre für Stimmung, auf der Berghütte kannst Du am Abend die Gitarre von der Wand holen und mit den anderen Wanderern Lieder anstimmen. Du kannst eine Band gründen, Du lernst neue Leute kennen, Du wirst geselliger, lebensfroher, bekommst einen neuen Aspekt für Deine Identität, etc.
Unangenehme Aufgaben fallen leichter
Wenn Du das Wofür vor Augen hast, dann erträgst Du auch Motivationstiefs leichter. Denn der Weg zum Ziel ist nicht immer einfach und angenehm. Du gibst weniger schnell auf, weil sich Dein Fokus verschiebt – nämlich von der unangenehmen Tätigkeit hin zum größeren Sinn. Du weißt, wofür Du es tust.
Du kennst Dein Wofür? Prima.
Was Dir zusätzlich hilft: Visualisiere, wie das Wofür konkret aussieht. Stelle Dir genau vor, was passiert, wenn Du Dein Ziel erreicht hast. Und nicht nur dann, sondern darüber hinaus. Wie sieht Dein Everest Ziel genau aus? Wie fühlt es sich an? Diese Bilder werden Dich, wenn sie attraktiv genug sind, magisch anziehen.
Mein persönliches Wofür
Ich verrate Dir auch mein Wofür für meine Tätigkeit als Coach: Ich wünsche mir mehr zufriedene Menschen auf der Welt, die freundlich und wertschätzend miteinander umgehen. Die ihr Leben bewusst gestalten und dabei ein Funkeln in den Augen haben. Dieses Wofür trägt mich.