Vielleicht kennst du eine Person, die gefühlt immer am Jammern und Meckern ist. Vielleicht erwischst Du dich sogar selbst ab und zu dabei. Dass Du eher auf das schaust, was noch fehlt. Dass Du nur das siehst, was noch nicht perfekt ist. Hier kommt ein Zauberwort, dass Dein neuer treuer Begleiter werden darf, damit Du Deinen Blick wieder auf das Gute richten kannst.
Wie heißt das Zauberwort?
Wie oft hören Kinder wohl diese Frage? Viele rollen dabei wahrscheinlich innerlich die Augen und sagen reflexartig „Danke“.
Aber kommt dieses „Danke“ tief aus dem Inneren? Ist es ehrlich? Wie oft sagst Du „Danke“ als höfliche Floskel? Und wie oft meinst Du es auch so, hältst inne und verspürst ehrliche Dankbarkeit in Dir? Dabei kann „Danke“ tatsächlich ein Zauberwort sein.
Dankbarkeit verändert die Wahrnehmung
Laut der Forschung aus der positiven Psychologie verändert Dankbarkeit die Wahrnehmung von Alltagssituationen und deren Interpretationen. Wenn Du für die kleinen Dinge im Alltag bewusst dankbar bist, für den leckeren Kaffee am Morgen, die Sonne auf dem Weg ins Büro, das nette Wort einer Kollegin, die spontane Hilfe eines Nachbarns – dann wird eine positive Aufwärtsspirale in Gang gesetzt (Broaden-and-build-Theorie von Barbara Fredrickson): Du erkennst dadurch einerseits Deine eigenen Gestaltungsmöglichkeiten, und andererseits erlebst Du dadurch vermehrt positive Situationen
Dankbarkeit erhöht die Fähigkeit zu lieben. Ist das nicht ein schöner Gedanke? Indem wir Dankbarkeit einem anderen Menschen gegenüber ausdrücken – der Kassiererin im Supermarkt dafür, dass sie noch spät abends an der Kasse sitzt, der Nachbarin für die Äpfel aus ihrem Garten, unserem Partner für das leckere Abendessen – da entstehen Beziehungen.
Warum es sich für Dich lohnt, mehr Dankbarkeit in Dein Leben zu bringen
In den Worten des englischen Philosophen Francis Bacon aus dem 16. Jahrhundert steckt viel Wahrheit: „Nicht die Glücklichen sind dankbar. Es sind die Dankbaren, die glücklich sind.“
Und trotz der vielen wunderbaren Effekte reflektieren wir häufig viel zu selten über die vielen kleinen Dinge, für die wir im Leben dankbar sein können.
Gerade in schlechten Phasen kommen wir häufig nicht auf die Idee, jetzt auch noch für irgendetwas dankbar zu sein. Genau an solchen Tagen ist es umso wichtiger, sich klarzumachen, was man im Leben alles hat und sich einen Moment für die Wertschätzung zu nehmen. Dankbarkeit kann eine wichtige Entlastung geben. So kannst Du Deinen Fokus wieder auf das Positive in deinem Leben lenken. Leichter gesagt als getan? Absolut.
Aber das kannst Du üben
Kein Blog von mir ohne konkrete Ideen für die Umsetzung (siehe auch Schwier & Sohr, 2021):
Für Einsteiger: Probiere es mal mit einer einfachen Übung, die in jeden noch so stressigen Alltag passt. Überleg Dir am Abend vor dem Schlafengehen, beim Zähneputzen oder wann immer es für Dich passt, eine Sache, für die Du heute dankbar bist. Denke mindestes zehn Sekunden daran.
Für Pragmatiker: Dankbarkeit kannst Du auch ganz einfach in Deinen Alltag integrieren: Jemand lässt Dich an der Kasse vor. Hält Dir die Tür auf. Ein Autofahrer wartet, damit Du über die Straße kannst. Im Café macht sich jemand besonders viel Mühe, Dir einen schönen Cappuccino zu zaubern. Diese banalen Situationen kannst Du als Gelegenheit nutzen, um wahrzunehmen, wie oft Du im Alltag eigentlich ganz bewusst dankbar sein könntest. Je häufiger Du das tust, desto mehr richtest Du Deinen Fokus auf die positiven Verhaltensweisen in Deiner Umgebung. Man hätte Dir ja auch die Tür vor der Nase zuschlagen können …
Für Einsteiger + : Das Dankbarkeitstagebuch – zurecht immer beliebter. Das war im Übrigen der Start meiner Persönlichkeitsentwicklung. Du kannst es ganz einfach selbst gestalten: Ein Notizheft und jeden Morgen oder Abend drei Dinge notieren, für die Du dankbar bist. Schreiben macht einen Unterschied zum puren dran denken. Oder Du probierst es mit einem fertigen Produkt aus, wie das bekannte 6-Minuten-Tagebuch (Dominik Spenst). Tipp: Kombiniere es mit etwas, was Du ohnehin schon jeden morge tust, Kaffee trinken zum Beispiel.
Für Fortgeschrittene: Der Dankbarkeitsbesuch. Im Vergleich zum Tagebuch bezieht er auch das Zwischenmenschliche mit ein. Für den Dankbarkeits-Besuch wählst Du einen Menschen aus, der einen wesentlichen Beitrag zu etwas Gutem in Deinem Leben hatte, bei dem Du Dich dafür aber noch nicht bedankt hast. Diesem Menschen schreibst Du einen Dankbarkeitsbrief. Schon beim Schreiben wirst Du die Wärme spüren, die entsteht. Du wirst diesem Menschen vielleicht zukünftig anders begegnen. Du kannst den Brief nur für Dich schreiben und behalten, abschicken oder – ein sehr intensives Erlebnis: Den Menschen besuchen und vorlesen. Diese Übung ist in jedem Fall wirkungsvoll.
„Wenn du am Morgen erwachst, denke daran, was für ein köstlicher Schatz es ist, zu leben, zu atmen und sich freuen zu können.“
(MARC AUREL)